Ich bin nicht so „pädagogisch pädagogisch“. Ich finde es nicht schlimm, wenn Kinder mal ihr Handy in der Hand haben, und die meisten Schimpfwörter sage ich vor ihnen. Und ganz sicher ist youtube kein Weltuntergang. Anders als manche (immer seltenere) Kollegen, denke bzw. weiß ich, dass draußen spielen und Playstation zocken sich nicht ausschließen müssen. Und ich halte auch nichts von „früher war alles besser“ – jede Generation ist für irgendjemanden die verlorene Generation. Wenn mir also jemand erzählt, dass die Kinder heutzutage alle von Pornografie beeinflusst sind, dann denke ich erstmal „jaja, mal gucken, was mir die Kinder selbst erzählen“.
Der „Ich bin eine Biene-Schock“ hatte einen langen Vorlauf. Im Projekt „Wo die wilden Bienen wohnen“ arbeiten wir insbesondere in der Schule mit Kindern der Klassenstufen 5/6, und wir bekamen schnell mit, dass viele Bienen witzig fanden. Immer wieder fiel der Satz „Ich bin eine Biene!“, gefolgt von viel Gekicher. Irgendwann nach 8 Monaten dann auch mal gefolgt von „Du wirst gefickt!“
Naja, schräg, dachte ich, erzählte es einer Bekannten, die lachte und verwies auf youtube. Ich klickte, schaute und war geschockt.
Vielleicht ist das ja schon durch, und alle außer mir haben sich schonmal aufgeregt. In dem Video sieht man eine Biene, die eine Blume „bestäubt“, und zwar gegen den Willen der Blume. In der Schlusssequenz sieht man die Blume unter der Dusche, die sich ausgiebig duscht und weint. Sie fragt: „Warum hilft mir denn keiner?“ Das ganze schön kurz und als Zeichentrick, perfekt für 12-jährige, die im Wesentlichen das Wort „gefickt“ hören, und das als Gruppe superlustig finden.
Ich verlinke hier, nur falls sich jemand selbst ein Bild machen möchte.
Das ist eine so plumpe Anspielung auf Opfer sexueller Gewalt, dass ich beim besten Willen keine künstlerische Intention erkennen kann.
Natürlich habe ich das Video gemeldet, aber das ist ja nur die erste Reaktion, und viel passiert da nicht. Bei über 6.000.000 Likes bin ich da vermutlich nicht die erste.
Ich habe auch versucht, mit den Kindern darüber zu reden, aber es ist sehr schwer, nicht als die zensierende Erwachsene, die Spielverderberin wahrgenommen zu werden. Letztendlich gibt man da vielleicht eine kleine Anregung. Aber wieviele ähnliche Videos sind noch in Umlauf?
Ich will auf youtube nicht nur pädagogisch wertvolle, keimfreie Videos. Von mir aus können auch zig Zeichentrickfiguren zum Vergnügen der 12-Jährigen „ficken“ rufen. Aber dieses Video macht mich krank. Vielleicht melden ja noch ein paar Leute. Kann man machen.