Es ist schon eine Weile her, da regte eine Kollegin an, dass ich doch meine selbst entwickelten Methoden mal verschriftlichen und zugänglich machen solle. Ich finde es grundsätzlich schwierig, abzuschätzen, ob ich meine Arbeitsweisen erfunden oder abgewandelt oder abgeguckt habe, denn letztendlich ist immer alles im Fluss. Mit diesem Hinweis versehen lasse ich mir aber gerne in die Karten gucken. Wie zum Beispiel bei dieser Methode:
Name: Die Richtigmacherin oder Der Richtigmacher
Kern der Sache: Man sammelt eine gewaltige Masse an Dingen, die man richtig machen kann und erschafft eine Figur, die all das in sich vereint.
Ziel: Ich habe mich mit den Ansprüchen, die andere Menschen oder auch ich selbst an mich stelle/n auseinandergesetzt und eine Haltung dazu entwickelt.
Vorgehen: Die Richtigmacherin kann gut mit Excel umgehen. Bei ihr ist es immer sauber. Sie bastelt perfekte Geburtstagsgeschenke. Usw. – Alle Idee, was man so richtig machen könnte, werden notiert: Zum Beispiel auf Post-Its, aus denen am Ende ein Mensch geklebt wird: Eben die Richtigmacherin. Je größer und absurder die Sammlung wird, desto größer und beeindruckender wird auch das Bild. Man erfährt auf diesem Wege auch viel über die Prioritäten im eigenen Alltag: Fallen mir zuerst schulische Ansprüche ein? Dinge die bestimmte Menschen von mir erwarten? Spielen soziale Ansprüche eine große Rolle, oder eher finanzielle? Am Ende steht meist ein ungläubiges Lachen, denn die Sammlung mag zu vielem führen, nicht aber zu einem realistischen Menschenbild.
Abwandlungen: Was angefertigt wird und welche Materialien verwendet werden kann endlos variieren. Man kann an eine Tafel schreiben, man kann ein sehr dickes Bilderbuch anfertigen oder ein Plakat malen, auf dem das Bild des Richtigmachers aus vielen klein geschriebenen Sätzen besteht. Wichtig ist nur, dass eine Masse an Sätzen zustande kommt.
Hintergrund: Entwickelt habe ich diese Idee als Methode, Abstand zu Leistungsansprüchen zu entwickeln – denn gerade Schüler_innen scheinen mir oft völlig absurde Ideen davon zu haben, was sie eigentlich schaffen sollten. Am Ende war uns der Richtigmacher dann in der Regel nicht besonders sympathisch: Es ist ein unlustiger Roboter.