Corona: Die Lösung, bitteschön.

Die Impfquote lässt zu wünschen übrig. Vulnerable Gruppen bezahlen dafür mit ihrer Bewegungsfreiheit. Die Debatte wird dabei eher als Geschrei geführt, gerade in der, ich sag mal ganz vorsichtig, nationalsozialistischen Szene. Auch esoterisch angehauchte Bürgerrechtler_innen haben Probleme. Dabei ist sie ganz einfach: Die Lösung. Macht die Impfung teuer! Dann wird`s schon werden.

Ich hatte mir ja die Impfpflicht gewünscht. Das war natürlich naiv: Wer die beschließt, muss sie auch durchsetzen, das finden viele Wähler_innen NICHT WITZIG, und damit ist die Sache gelaufen, der Drops gelutscht, die Impfpflicht abgelehnt. Möglicherweise hätten Merkel und Spahn die Chance gehabt, die Sache gleich mit den ersten Impfstoffen durchzuziehen, haben sie aber nicht, und nun haben sich die gesellschaftlichen Kräfte formiert. Zwischen Globulis und Hitlergruß ist die sachliche Debatte als erstes hops gegangen, und es tat weh zu sehen, wie Politiker_innen wie die Leipzigerin Dr. Paula Piechotta wirklich noch versuchten, einen auf Fakten basierenden Kompromiss auszuhandeln. Klappte natürlich nicht, und nun feiert: das Virus. Damit haben wir den Salat.

Der worst case, in Deutschland auch Eigenverantwortung genannt, ist eingetreten.

Der worst case, in Deutschland auch Eigenverantwortung genannt, ist eingetreten: „Eigen“ heißt „was mir passt“, und ja, das ist doch fein, ich übernehme gerne die Verantwortung für „was mir passt“. Im Supermarkt tragen manche Maske, manche nicht. Bei der Kassiererin baumelt sie unter der Nase, beim Kollegen ist es eine medizinische Maske. Beim Arzt muss es FFP2 sein, beim Therapeuten 1 auch, bei Therapeutin 2 geht’s ohne. Und im Bus kontrolliert eh keiner. Natürlich gibt es auch jetzt noch Regeln – aber die Einzelhandelskauffrau im Netto kann diese Regeln nicht durchsetzen, sie hat andere Aufgaben, agressive Impfgegner_innen/zahlende Kund_innen rauszuschmeißen gehört nicht dazu, auch wenn sie am Eingang ein Schild aufgehängt hat, man möge die Maske tragen. Wenn der Staat eine höhere Impfquote und die Umsetzung der Maskenpflicht will, dann muss er auch dafür einstehen, das kann er nicht auf das Personal der Supermärkte abwälzen.

Wenn die Maskenpflicht flächendeckend von Karl Lauterbach, oder meinetwegen auch von seinen Kolleg_innen auf Länderebene ausgesetzt worden wäre, dann würde man sie auch leichter wieder einführen können. Ähnlich übrigens wie Schnelltests, Impfungen und Quarantänebeschränkungen. So unübersichtlich, wie die Lage jetzt ist, glaube ich nicht, dass wir ohne dramatische Entwicklungen zu unserer Disziplin zurückfinden. Das geht zulasten der gesundheitlich Schwachen. Dass es gar nicht um Eigenverantwortung geht, sondern vielmehr um Solidarität, das sind Worte einer Spaßbremse. Also z.B. von mir.

Eine Gelegenheit für Impfgegner_innen, sich gesichtswahrend impfen zu lassen.

Was also ist die Lösung? Sie liegt natürlich auf der Hand: Man muss die Maßnahmen besser verkaufen. Vor allem die Impfung. Zunächst einmal sollte man mit einer einschlägig akzeptierten Firma zusammenarbeiten, vielleicht mit Wala, oder mit den Leuten, die diese Kügelchen herstellen. Die sollten dann einen neuen Impfstoff entwickeln, also eigentlich den alten, aber bio und vegan und komplett in Deutschland produziert. Das ist dann die Alternative zu Biontech und Co, und die kostet dann natürlich auch. Das ist die Gelegenheit für Impfgegner_innen, sich gesichtswahrend impfen zu lassen: Dieser Impfstoff ist immerhin pflanzlich, insofern ist das schon ein Kompromiss, auch wenn es 800€ für die Familie gekostet hat, war ein Angebot, und immerhin besser als diese Schulmedizin! Gut für die Impfquote, gut für die Menschen. Ich sag’s ja nur. Das ist die Lösung. Gern geschehen.

Wann kommt die Impfpflicht?

Ich liege im Bett, Corona-frei erkältet, und scrolle durch die Berichterstattung zu Covid 19. Ich hatte ein bisschen den Anschluss verloren, dieses Virus bestimmt inzwischen schon so lange unseren Alltag, dass mich das Gefühl beschlichen hatte, es sei schon alles gesagt.


Im Prinzip stimmt das auch, nur: Wir fangen gerade einfach wieder von vorne an. Die Inzidenzen sind riesig, gerade hier in Sachsen, die Ansteckungsgefahr damit vor allem aber nicht nur für Ungeimpfte größer denn je, die Intensivstationen sind heillos überlastet. Und: Über jede Pups-Maßnahme, die diese Lage verbessern könnte, wird diskutiert, als solle flächendeckend Strychnin ins Trinkwasser eingespeist werden. Wir argumentieren ähnlich wie mein fünfjähriger Sohn im Angesicht der Zahnbürste, aber genauso dringend wie das Zähneputzen ist eben auch: die höhere Impfquote. Die Alternative (für Deutschland) lautet Durchseuchung, und das bedeutet faktisch, schwächere Menschen sterben zu lassen, damit wir uns nicht impfen lassen müssen. Kinder und Kranke. Ernsthaft?

Kinder und Kranke. Ernsthaft?

Das böse Wort in dieser Debatte lautet „Impfpflicht“, und natürlich ist das auch nicht schön: Der Staat greift in die körperliche Unversehrtheit der Bürger_innen ein. Absolut problematisch.
Allerdings tut der Staat das sowieso – auch wenn er keine Impfpflicht einführt. Etwa wenn Eltern durch die Schulpflicht gezwungen sind, ihre ungeimpften Kinder zur Schule zu schicken. Oder wenn ein_e Herzpatient_in stirbt, weil die Notaufnahme wegen Covid 19 überfüllt ist und ein weiter entferntes Krankenhaus angefahren werden muss. Oder auch ganz einfach, wenn wir alle, ob geimpft oder ungeimpft (die Impfung schützt nur vor schweren Verläufen) bei jedem verdammten Einkauf Angst vor der Ansteckung haben müssen.

Oder auch nicht, denn hat man von diesem Zustand längst die Nase voll und will einfach leben. Demo, Clubbing, Kölle Alaaf. Ich kann`s verstehen. Aber die Quittung kriegen wir dann auch wieder alle.


Jede potentielle Wähler_innenstimme von einem_r Querdenker_in scheint genauso viel wert zu sein, wie die von 10 Impfbefürworter_innen. Dabei wird man diese Menschen sowieso nicht erreichen. Ob Geflüchtete, Umweltschutz oder eben Covid-19, es gibt in Deutschland eine Szene, die sich auf die großen Themen draufsetzt und sie für sich nutzt. Und je mehr Raum man ihnen gibt, desto mehr Menschen verunsichern sie. Das ist hier passiert.

Ich will die Impfpflicht. Für alle.

Und deshalb bin ich da jetzt auch komplett undiplomatisch.
Ich will die Impfpflicht. Für alle.
Ich will, dass alle Bürger_innen ihren Impftermin unaufgefordert vom Gesundheitsamt bekommen, und wer den nicht einhält, muss entweder ein Attest des_der Amtsarzts_ärztin einreichen, oder bis zur Bewältigung des Infektionsgeschehens zu Hause bleiben.
Ich will, dass das kontrolliert wird.
Und ich will zusätzlich Vernunft im alltäglichen Zusammenleben: Keine Großveranstaltungen bei den aktuellen Inzidenzen.
Ist das nicht einfach gesunder Menschenverstand?
Oder bin ich da komplett verblendet?
Grüße vom Erkältungslager.

#maskeyeah – Von der Notwendigkeit, etwas Gutes auch zu feiern

Die Atemschutzmaske ist kein lästiges Übel. Sie ist geil! Wir sollten sie feiern.

Die Maske ist so einiges, in den Medien, auf der Straße, auf Google, und die Diskussion gefällt mir nicht. Nicht, weil es ein paar Idioten gibt, die den Begriff „Merkelmaulkorb“ ernsthaft benutzen, sondern wegen dieser Schieflage, in die wir alle geraten sind, eine Schieflage die Querschwurblern sehr entgegen kommt: Die Maske als lästiges, allenfalls notwendiges Übel, als solidarische Pflicht. In einer harten Welt ist es unumgänglich, sich einen unförmigen und das Atmen erschwerenden Stofflappen vor das Gesicht zu schnallen um das schreckliche Unglück der Corona-Erkrankung vielleicht ein wenig einzudämmen. So höre ich den Subtext von allen Dächern singen. Da steigt doch gerne mal der Selbstmitleidspegel.

Die Masken sind geil!

Ich finde das falsch. Die Masken sind geil! Angesichts einer weltweiten Pandemie, an die man nicht glauben muss, die man aber als erwiesen akzeptieren kann, sind die Masken doch das beste, was uns passieren konnte: Vor dem Impfstoff. Bei hoher Auslastung der Intensivstationen. Und ohne schon alles über das Virus zu wissen. Trotz allem, schon jetzt, können wir etwas ganz einfaches tun, um uns bzw. unsere Umgebung zu schützen. Ist das gut, oder ist das gut?

Damit reiht sich die Atemschutzmaske in eine Reihe sehr einfacher Praktiken ein, die längst akzeptiert sind und täglich Menschenleben retten: Kondome, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Hände waschen, Fahrradhelme, Impfungen (bitte keine Diskussion jetzt). Es gibt viele mehr. Alles nicht besonders sexy, vielleicht nehmen wir es auch mal nicht so genau damit – aber sind wir nicht froh, wenn wir dem so entstandenen Kind dann doch einen Fahrradhelm aufsetzen können?

Masken sind eine kulturelle Errungenschaft, und es wird ihnen nicht gerecht, sie permanent schlecht aussehen zu lassen. Im Gegenteil, es ist gefährlich – sickert so doch ganz langsam ein Verständnis für für die „Querdenker“ in die Gesellschaft ein. Das darf nicht passieren – es geht bei der Maske nicht mehr nur um ihren medizinischen Sinn, nämlich sie zu tragen. Vielmehr hat das Tragen jetzt auch noch eine gesellschaftliche Komponente: Wir sollten sie feiern! #maskeauf hieß es im Frühling, aber angesichts der vielen Coronaleugner sollte es meines Erachtens besser heißen: #maskeyeah